Der Köbenwald

Im Grunewald ist Holzauktion,
Nein, in dem Köbenwalde;
Oh! Dort ist‘s schön wir wissen‘s schon,
und geh’n dahin recht balde.

Wir geh’n, die Köbe liegt ja nah‘
auf der Thierbacher Straße
bis an den Viadukt, und da
geht’s durch die hohle Gasse.
Was auch das Auge hier erblickt
lass dir nicht bangen, grauen,
links oben wirst du hochbeglückt,
viel Schönes noch erschauen.

Steig‘ sacht‘ den steilen Berg hinauf
‘s geht besser als hernieder,
und willst du ruh’n in deinem Lauf,
ein Bänkchen winkt dir wieder.
Nimm auf dem ersten, zweiten Platz,
vor dir steh‘n Fichten, dicke.
Dort wohnt ein lieber kleiner Schatz,
ein Vöglein, wohl grasmüde.

Das predigt zu dir wunderbar
von Schöpfers großer Güte.
Aus kleiner Kehle quillt’s so klar
und spricht dir zu Gemüte:
„Du, Menschenkind, ward dir viel Leid,
Not, Sorge reich beschieden,
hat dir des Lebens Bitterkeit
getrübt des Herzens Frieden,

So darfst du doch nicht trostlos sein,
musst mutig vorwärts streben,
sieh‘ auch wir armen Vögelein
sind hart bedroht im Leben.
Doch hilft uns Gott von Tag zu Tag
und sind wir froh und heiter,
so auch dein Herz sich freuen mag,
auch dir hilft Gott ja weiter.“

Freund! Schließ‘ ins Herz des Vögleins Gang,
Erkenntnis wird dir kommen,
wenn oben du auf dritter Bank
am Waldsaum Platz genommen;
Wo weithin sonst dein Aug‘ hier schaut,
hat einen Wald von Ähren
der Schöpfer gütig aufgebaut,
um Brot dir zu bescheren.

Und auch auf vierter Bank nicht weit
kannst du rings um dich schauen
die Gottesallmacht, Herrlichkeit
auf allen Fluren, Auen;
mahnt dich die Zeit, weil sie dir knapp,
an Heimkehr bald zu denken,
den Markersdorfer Weg bergab
die Schritte nun zu lenken,

So ruh‘ noch aus auf letzter Bank,
beim Heidelbeergestrüppe,
dort bringt dir für dein Kommen Dank
Fink, Amsel, Plattmönch, Zippe,
ein lieblich Liedchen ist dein Lohn
und froh ruft’s zu dir nieder:
„Freund! Komm nicht bloß zur Holzauktion,
komm hierher öfters wieder.“

von unserem Heimatdichter Wilhelm Zimmer (1827 – 1902)